Meditation

Wie beeinflusst Meditation Persönlichkeit und Leistungsfähigkeit?

Neben den unmittelbaren Effekten der Meditation auf das Bewusstsein während einer Sitzung, bildet die Erforschung der langfristigen Folgen der Praxis ein weiteres Forschungsfeld. Hier interessiert in erster Linie, ob durch Meditation bestimmte Persönlichkeitsmerkmale verändert werden und ob Meditierende sich hinsichtlich ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit von Vergleichspersonen unterscheiden. Von besonderer Relevanz sind dabei selbstverständlich jene Persönlichkeitsmerkmale, die explizit durch Meditation verändert werden sollen, also Eigenschaften wie Achtsamkeit, emotionale Klarheit und Mitgefühl.

 

In den zurückliegenden Jahren hat vor allem die Forschung zur Achtsamkeit enorm zugenommen und zur Entwicklung zahlreicher Fragebogeninstrumente geführt. In einer Querschnittsstudie mit Meditierenden zeigte sich z.B. ein deutlicher Zusammenhang zwischen tiefen Meditationserfahrungen und der Achtsamkeit im Alltag. Der Umgang mit Emotionen spielt besonders in der buddhistischen Meditationslehre eine wichtige Rolle, namentlich die Kultivierung von Akzeptanz, Gleichmut und Mitgefühl. Positive Emotionen wurden in der Forschung lange Zeit vernachlässigt, ebenso wie die Frage der Selbstregulation emotionaler Reaktionen. In den vergangenen Jahren hat sich hier ebenfalls ein Wandel vollzogen, so das heute gute Voraussetzungen bestehen, um derartige Effekte der Meditation sowohl mit Fragebögen, als auch mit neurowissenschaftlichen Methoden zu untersuchen.

 

In Bezug auf kognitive Leistungen wurden in letzter Zeit mehrere Befunde publiziert, die von bemerkenswerten Fähigkeiten geschulter Meditierender berichten. Insbesondere hinsichtlich der Fähigkeit zur Aufmerksamkeitskontrolle zeigen sich Effekte. Bei der sequentiellen Darbietung von Bildern führen bedeutsame Motive dazu, dass nachfolgende Motive in einem bestimmten Zeitfenster kaum noch bewusst wahrgenommen werden, ein Phänomen, das als »attentional blink« bezeichnet wird. Nach einem dreimonatigen Meditationstraining zeigte sich eine deutliche Reduktion dieses Phänomens.

 

Wie wirken Meditation und Trancezustände auf Körper und Gehirn?

Die entspannende Wirkung der meisten Meditationstechniken kann inzwischen als gesichert angesehen werden, da zahlreiche Studien Belege für entsprechende Effekte auf das vegetative Nervensystem und das Herzkreislaufsystem geliefert haben. In einer Studie neueren Datums zeigte sich bereits nach einem achtwöchigen Achtsamkeitstraining eine verbesserte Immunantwort. Eine Übersicht über die Wirkungen der Meditation auf die Gehirnaktivität gibt ein aktueller Übersichtsartikel von Cahnund Polich. Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Meditationstechniken, Messmethoden und Versuchsanordnungen ist die Befundlage unübersichtlich, einige allgemeine Schlussfolgerungen lassen sich jedoch ziehen. So ist es offenbar notwendig, eine generelle Unterscheidung vorzunehmen, ob Meditation eher passiv ausgeübt wird (geführte Meditation, Betonung der Anstrengungslosigkeit)oder eine dauerhafte Kontrolle der Aufmerksamkeit erfordert (z.B. Fokussierung auf ein Objekt).

 

Passive Techniken sind im Gegensatz zu aktiven Techniken durch eine verminderte Aktivität in den frontalen Bereichen des Gehirns gekennzeichnet, die für die Handlungssteuerung wichtig sind. Im Allgemeinen ist im EEG eine Zunahme der niedrigen Frequenzen (Theta- und Alpha-Band) und der Kohärenz der EEG-Wellen zu verzeichnen. Gelegentlich wurde bei sehr erfahrenen Meditierenden eine erhöhte Aktivität im Gamma-Band des EEG (> 30 Hz) beobachtet, zuletzt bei tibetischen Mönchen, die eine Meditation allumfassenden Mitgefühls praktizierten. Einen anderen Ansatz, die beteiligten Hirnregionen zu identifizieren, stellen MRT-Messungen dar, bei denen die Struktur des Gehirns mit einer hohen Auflösung (ca. 1 mm³)gemessen wird. Bislang wurden drei derartige Studien mit Meditierenden veröffentlicht. Ausgangspunkt hierbei ist die so genannte Neuroplastizität, die besagt, dass die intensive Nutzung einer Hirnfunktion zu einer Zunahme grauer Substanz in den jeweiligen Hirnregionen führt.

 

Bei einem Vergleich mit Kontrollpersonen zeigt sich, dass Achtsamkeitsmeditierende eine Zunahme grauer Substanz im rechten vorderen Inselkortex aufweisen. In dieser Struktur wird eine Meta-Repräsentation der internen Körpergefühle gebildet. Die Vermutung liegt nahe, dass insbesondere die regelmäßige Praxis des Körperdurchwanderns (»BodyScan«) für die Zunahme der Kortexdicke in dieser Region verantwortlich sein könnte. Zwei der Studien lieferten außerdem Hinweise darauf, dass Meditation den altersbedingten Abbau des Hirns verzögern könnte. In beiden Fällen lag in der Gruppe der Meditierenden nicht die übliche Abnahme der grauen Substanz im Frontalhirn vor, die bei den Kontrollpersonen zu beobachten war. Hölzel fand innerhalb der Gruppe der Meditierenden einen positiven Zusammenhang zwischen der Dauer der Praxis und der Kortexdichte im orbitofrontalen Kortex, einer Region, die mit der Emotionsregulation und insbesondere mit dem Ändern von Bewertungen verbunden ist. Auch dieser Befund erscheint vor dem Hintergrund plausibel, dass Meditierende lernen, emotionale Bewertungen positiver und negativer Art zu verändern.

 


 

LINKS

Begriffsabgrenzungen Hypnose, Trance, Somnambulismus
http://www.wegbegleiter.ch/wegbeg/parapsy4.htm 

Zusammenhang von Trance und Neurochemie
https://www.shamanicstudies.net/trance-alles-nur-neurochemie/  

Kongressseite des «Meditations und Wissenschaftskongresses»
https://www.meditation-wissenschaft.org/  

 

 


Trance- und Bewusstseinszentrum

Lerchenhubel 10
3206 Rizenbach 
076 321 95 20

 

 
Abonnieren Sie unseren Newsletter